Der kleine Hase und der Igel

Redaktion

Die Igel-Fabel

Es war ein bitterkalter Winter. Der kleine Hase hatte es sich in einem alten Hasenbau gemütlich gemacht. „So kann es bleiben“, dachte er bei sich und kuschelte sich enger in sein Nest.

Da hörte er, wie es draußen vor der Höhle raschelte und rumorte. Bald tönte es in den Bau hinein: „Hallo? Jemand zu Hause?“ Eine kleine schwarze Knopfnase schob sich schnuppernd durch den Eingang. Es dauert nicht lange und ein Igel stand vor dem kleinen Hasen. „Ist es erlaubt einzutreten?“ fragte der stachelige Bursche mit honigsüßer Stimme.“Du bist ja schon drin, was fragst du da noch?“, grummelte der Hase. „Ach, liebes Häschen, ich hörte im Wald von deiner schönen Höhle und von deinem lieben Herz. Man sagt, deine Ohren sind so groß, um jede auch noch so kleine Bitte anzuhören.“, säuselte der Igel. Der kleine Hase fühlte sich sehr geschmeichelt und antwortete: „Erzähle, was kann ich für dich tun?“ „Liebstes Hasilein, der Winter ist so grausam kalt. Durch einen unglücklichen Umstand habe ich mein Dach über den Kopf verloren. Ich bitte dich, um ein winzig kleines Plätzchen in deiner Höhle. Im Frühjahr will ich dich für deine Gastfreundschaft reich beschenken.“ „Es ist aber kein Platz für zwei.“ Zweifelnd blickte sich der kleine Hase in seinem Winterquartier um, „und du bist ziemlich groß!“ „Du liebstes aller Häschen, ich mache mich ganz klein. Du wirst mich überhaupt nicht bemerken.“

So zog der Igel, wer hätte etwas anderes gedacht, am nächsten Tag beim kleinen Hasen ein. Die ersten gemeinsamen Tage verbrachten die beiden in völliger Ruhe und Beschaulichkeit. Doch bereits am fünften Tag begann der Igel zu schnarchen. Am sechsten und siebten Tag streckte er genüsslich seine Stacheln aus. Der kleine Hase musste sich immer weiter an die Höhlenwände drücken, um den piksigen Spitzen zu entgehen. Der Igel hielt nun seinen Winterschlaf und bemerkte von alle dem nichts. Am achten Tag hielt es der kleine Hase in seiner Höhle nicht mehr aus. Er machte sich auf, ein neues Zuhause zu finden.

Zwei Dinge lernen wir aus dieser Geschichte: Gibst du einem Schelm und Schmeichler einen Zipfel deines Hemdes, so hat er es am Ende an.

Die zweite Lehre lautet: Kannst du den schönen Worten nicht widerstehen, obwohl dir dein Verstand etwas anderes sagt, bist du am Ende der Dumme.

Eine alte Fabel aus Europa überarbeitet von Nicole Potthoff

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