Pflaumenernte
Das ist der Daumen,
der schüttelt die Pflaumen.
den Daumen schütteln
Der hebt sie auf,
den Zeigefinger antippen
der legt sie in den Korb,
den Mittelfinger an der Fingerkuppe fassen
der trägt sie nach Haus.
den Ringfinger an der Fingerspitze sanft hoch und runter ziehen
Und der kleine Schelm hier,
den kleinen Finger in die Hand nehmen
der isst sie alle auf.
Hast 'nen Taler
Hier hast 'nen Taler,
in die Hand des Kindes einen Lufttaler legen
geh auf den Markt,
mit zwei Fingern über die Handinnenfläche „laufen“
kauf dir 'ne Kuh
über die Handinnenfläche streicheln
und ein Kälbchen dazu!
wieder über die Handinnenfläche streicheln
Das Kälbchen hat ein Schwänzchen,
nochmals über die Handinnenfläche streicheln
kille-kille-tänzchen
mit den Fingern die Handinnenfläche kitzeln
Spannenlanger Hansel
Spannenlanger Hansel,
nudeldicke Dirn,
gehn wir in den Garten,
schütteln wir die Birn.
Schüttel ich die großen,
schüttelst du die klein',
wenn das Säcklein voll ist,
gehn wir wieder heim.
„Lauf doch nicht so närrisch,
spangenlanger Hans!
Ich verlier' die Birnen
und die Schuh' noch ganz.“
„Trägst ja nur die kleinen,
nudeldicke Dirn,
und ich schlepp' den schweren Sack
mit großen Birn'.“
In einem kleinen Apfel
In einem kleinen Apfel,
da sieht es lustig aus:
Es sind darin fünf Stübchen
grad wie in einem Haus.
In jedem Stübchen wohnen
zwei Kernchen schwarz und fein,
die liegen drin und träumen
vom lieben Sonnenschein.
Sie träumen auch noch weiter,
gar einen schönen Traum.
Wie sie einst werden hängen
am lieben Weihnachtsbaum.
Der Herbst
Hallo! Die Türen aufgetan!
Hör zu, wer hören will!
Ich bin der Herbst, ein lustiger Mann,
ich steh' nicht lange still!
Heut fahr' ich Gerst' und Hafer ein
und trag' den Erntekranz,
und abends dann beim kühlen Wein
mach' ich Musik und Tanz.
Und morgen auf die Bäum' hinauf!
Kopf weg und aufgepasst!
Hei, wie das rot und gelb zuhauf
herunterschlägt vom Ast!
Ein andermal dann in den Wald,
da blas' ich auf zur Pirsch.
Der Jäger kommt, die Büchse knallt,
hussa, sie traf den Hirsch!
Hussa! wie das im Walde klingt,
im grünen, stillen Raum,
wo sich die Eichkatz' munter schwingt
im Nu von Baum zu Baum.
Ich bin der Herbst, ihr kennt mich,
ich steh' nicht gerne still.
Hallo, Hallo! Drum tummle sich,
wer fröhlich werden will!
Robert Reinick (1805-1852)
Bunt sind schon die Wälder
Bunt sind schon die Wälder,
gelb die Stoppelfelder
und der Herbst beginnt.
Rote Blätter fallen,
graue Nebel wallen,
kühler weht der Wind.
Wie die volle Traube
an dem Rebenlaube
purpurfarbig strahlt!
Am Geländer reifen
Pfirsiche mit Streifen
rot und weiß bemalt.
Flinke Träger springen
und die Mädchen singen,
alles jubelt froh!
Bunte Bänder schweben
zwischen hohen Reben
auf dem Hut von Stroh.
Geige tönt und Flöte
bei der Abendröte
und im Mondesglanz;
junge Winzerinnen
winken und beginnen
frohen Erntetanz.
Johann Gaudenz, Freiherr von Salis-Seewis (1762-1834)